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Klimakompensation

Ganz sicher ist dir irgendwann einmal ein Produkt in die Hände gefallen, das mit Klimakompensation oder CO2-neutral wirbt. Bei vielen Fluggesellschaften oder auch bei Versandhändlern kannst du einen zusätzlichen Betrag bezahlen um deine Bestellung oder deinen Flug klimaneutral oder sogar klimapositiv abzuschliessen.

Wie funktioniert die Klimakompensation

Die Idee ist, dass es für den Planeten keine Rolle spielt, wo das CO2 entstanden ist und wo es kompensiert wird. Wenn also bei der Entstehung eines Produktes CO2 anfällt und dieses Unternehmen einem Klimaschutzprojekt Geld bezahlt, kann der Ausstoss dieses Produktes nachträglich kompensiert werden. Genau so verhält es sich mit den privaten Kompensationen.

Die Kritik

Gehen wir da mal etwas kritisch dahinter. Das Unternehmen oder die Privatperson bezahlt jemand Anderen, um seine Emissionen zu kompensieren. Dabei hat weder das Unternehmen und noch viel weniger die Privatperson einen Einblick, wie viel des bezahlten Geldes tatsächlich für die Kompensation eingesetzt wird. Das Geld kann auch in die Vermittlungsgebühr, das Marketing oder andere Tätigkeitsbereiche gehen.

Dann kommen wir zum grössten Kritikpunkt. Wir kompensieren etwas, dass wir bereits verursacht haben. Wobei es immer – und absolut immer – besser ist, etwas zu verhindern als nachträglich zu «verbessern». Nehmen wir das Beispiel deiner Gesundheit. Gehen wir davon aus, dass du allergisch auf Nüsse reagierst. Was macht dann mehr Sinn, die Nüsse zu essen und dann zu handeln? In diesem Fall mit einem Spitalaufenthalt. Oder ist es für dich angenehmer, einfach auf Nüsse zu verzichten? Natürlich kann man diese Beispiele nicht Eins zu Eins Vergleichen. Wenn du auf Nüsse allergisch reagierst, kannst du sie einfach weglassen, du brauchst sie ja nicht zum Überleben. Wiederum verursacht jedes hergestellte Produkt Emissionen, egal wie nachhaltig, sozial und umweltfreundlich es ist. Aber es gibt verschiedene Möglichkeiten die Emissionen zu verringern.

Ziel verfehlt

Also sind wir schon beim Kernproblem. Mit der Klimakompensation wird das eigentliche Ziel verfehlt. Die Emissionen müssen reduziert werden und nicht kompensiert. Wer einen Baum pflanzt für jeden Liter Tafel Schokolade die er kauft, wird nichts kompensieren. Denn ein Baum braucht Jahre, um eine nennenswerte Menge CO2 zu speichern. Wenn der Setzling überhaupt so gross wird. Hierzu kann ich dir diesen Artikel empfehlen: Was bringt es Bäume zu pflanzen

Auffällig ist auch, dass viele Klimaprojekte in Entwicklungsländern stattfinden. Für das Unternehmen ist das einiges günstiger als 1. selbst zu reduzieren und 2. im eigenen Land zu kompensieren. Wenn man die Klimakompensation aber in ferne Länder legt, hat man einen geringeren Überblick was genau passiert. Es gab bereits mehrere Skandale, bei denen Einheimische aufgrund von Projekten leiden mussten. All diese Faktoren sind ein Anzeichen für Greenwashing.

Die Zwischenhändler

Neben Greenwashing kommt noch ein weiterer Aspekt hinzu. Wenn du Geld an deinen Lieblingsverein spendest, kommt das ganze Geld beim Verein an. Wenn du aber Geld an einen Zwischenhändler spendest, dann bekommt dieser Zwischenhändler zwangsläufig auch Geld. Da er die Arbeit ganz bestimmt nicht gratis macht. Wenn du jetzt also ein Unternehmen hast, das eigene Projekte hat oder direkt an ein Klimaprojekt spendet und den Zwischenhändler überspringt, ist das ein Zeichen dafür, dass sich das Unternehmen aktiv mit dem Thema befasst und nicht einfach einen Trend mitmacht.

Wie erkennst du Unternehmen und Produkte, die Klimakompensation leben?

Aber um es kurz zu sagen, wenn das Produkt aktiv damit wirbt und es zum Beispiel einen grossen Teil der Verpackung einnimmt, dann ist es sehr wahrscheinlich Greenwashing. Wenn das Produkt aber allgemein mit einem sehr nachhaltigen Auftreten daher kommt, dann kann es durchaus zur Firmenpolitik gehören, den verringerten CO2 Ausstoss auch noch zu kompensieren. Mehr dazu findest du dann meistens auf der Website des Herstellers.

Solltest du deinen CO2-Fussabddruck kompensieren?

Das überlasse ich dir. Natürlich ist es besser deinen Fussabdruck zu verringern, indem du ein- zweimal die Woche auf Fleisch verzichtest, kürzer duscht oder indem du im Winter deine Wohnung nicht auf 24° heizt. Aber wenn du das Budget hast und nach der Reduktion den Rest gerne kompensieren möchtest, dann spricht da sicherlich nichts dagegen.

Allerdings kannst du auch Geld an ausgewählt Organisationen spenden, die dir am Herzen liegen. So kannst du den Zwischenhändler umgehen und es erreicht mehr Geld das effektive Ziel.

Achte hierbei aber auf seriöse Organisationen und informiere dich im Vorhinein gut.

* Ich versuche für all meine Blogeinträge genau zu recherchieren und habe meine Informationen aus verschiedenen Artikeln und Dokumentationen, die ich dann abgleiche und nachschlage. Manche Zahlen sind schwer zu erheben und andere sind bereits etwas älter, da es keine aktuellen Zahlen gibt. In meinen Beiträgen geht es darum, dir ein Bild zu verschaffen und dir Verhältnisse aufzuzeigen. Deshalb gehe ich den Kompromiss ein, dass vielleicht einige Zahlen nicht zu 100% der Realität entsprechen. Solltest du aber bei einer Aussage andere Informationen haben, bitte teile mir deine Fakten mit, ich möchte auf gar keinen Fall Fehlinformationen vorbereiten.

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