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Wieso pflanzen wir Bäume?

Viele Firmen kompensieren ihren CO2 Ausstoss indem sie Bäume pflanzen. Ecosia baut sogar eine ganze Firma auf diesem Konzept auf.

Aber, wie sinnvoll ist es, Bäume auf der ganzen Welt zu pflanzen? Bringt es der Natur einen Mehrwert?

Die Funktion von Bäumen

Diese Frage ist sehr komplex, ich gehe hier nur auf die CO2 «Funktion» der Bäume ein. Ein Baum kann CO2 in Ästen, Wurzeln und Blättern einbinden und dort abspeichern. 1 Tonne Holz kann so ungefähr eine ½ Tonne Kohlenstoff speichern. Somit speichern die Wälder, das heisst, die Bäume, die Sträucher und der Boden, 50% des auf der Erde vorhandenen gebundenen Kohlenstoffes. Ein Mischwald, also ein natürlicher Wald mit unterschiedlichen Pflanzenarten verschiedenen Alters, hat einer Monokultur einiges voraus. Alte Bäume sind für einen gesunden Wald unabdingbar, da sie stressresistenter sind und den Jungbäumen, Tieren und Pflanzen Schutz bieten. Ein Mischwald kann sich gegen natürliche Krankheiten, wie Pilzbefall oder eine Käferart besser schützen, da Pilze, Käfer oder auch Wild meist auf eine Baumart spezialisiert sind und die anderen ignorieren. Ein gutes Beispiel dafür ist der Regenwald. Er ist der schnellwachsenste Wald und speichert am meisten CO2. Durch seine Artenvielfalt, ist er sehr strapazierfähig und hält viele Naturkatastrophen wie Waldbrände aus. Ein natürlicher Waldbrand schadet einem Wald nicht, im Gegenteil, manches Leben benötigt eine vorübergehende Zerstörung, um daraus wachsen zu können. Leider wird das natürliche Gleichgewicht durch den Menschen gestört, da die vom Menschen gemachten Brände zu viel für die Natur sind. Bis heute hat der Amazonasregenwald 20% seiner ursprünglichen Fläche verloren. Hauptgründe dafür sind die Viehzucht, Soja (für die Viehzucht) und Palmöl. Beim Überschreiten einer gewissen Schwelle tritt ein Kollaps ein. Um vorherzusagen, wann dieser Kollaps eintrifft, fixiert man den Tipping Point, das ist der Moment, in dem es der Natur zu viel ist und die Schäden nicht mehr aufgehalten werden können. Experten schätzen, dass der Regenwald 25%-40% seiner ursprünglichen Grösse verlieren kann, bis der Tipping Point einsetzt. Wenn man die Klimaerwärmung in die Berechnung mit einbezieht, fällt der Tipping Point auf 25%-30% zurück. Zur Erinnerung, bis heute hat der Amazonasregenwald bereits 20% seiner ursprünglichen Grösse verloren. Wird dieser Tipping-Point erreicht, zerstört der Regenwald sich selbst, da sich das empfindliche Öko-System nicht mehr aufrecht halten kann.

Warum pflanzen wir überhaupt Bäume?

Die Universität Zürich hat eine Studie veröffentlicht, die zum Fazit kommt, dass durch die Aufforstung von Wäldern einen grossen Teil des Menschen gemachten CO2 aus der Luft gebunden werden kann. Momentan bestehen 30% der Landfläche aus Wäldern. Wenn wir Ackerflächen, Siedlungsgebiete und Gewässer abziehen, könnten wir weltweit 900’000’000 (900 Millionen) Hektar Wald aufforsten. Wenn man diese Fläche aufforsten würde, könnte man 60% des von Menschen gemachten CO2 binden. Klingt gut? Ist aber in der Praxis nicht so einfach. Wenn unseren freien Oberflächen nur noch aus Wäldern bestünden, dann würde die Artenvielfalt sehr darunter leiden, auch für das Klima wäre es nicht optimal, denn das Klima braucht die unterschiedlichen Oberflächen, wie Wasser, Wüsten, Wälder und Schnee, um sich selbst zu regulieren. Beachtet man all die Faktoren, kommen Experten auf eine realistische Aufforstung, die den CO2-Gehalt um 15-18% reduzieren würde. Aufforstung ist also nur eine von vielen Massnahmen, die ergriffen werden müssen, um der Klimaerwärmung entgegen zu wirken.

Wie die Bäume gepflanzt werden

In allen Initiativen wird immer von Bäumen gesprochen. Wenn wir an Bäume denken, sehen wir einen dicken Stamm, eine grosse Baumkrone und stabile Wurzeln. So geht es zumindest mir. Ich habe das Pflanzen von Bäumen gar nie hinterfragt und mir zwar nicht eine 100-jährige Eiche vorgestellt, aber trotzdem vielleicht einen jungen Apfelbaum, der bereits eine Rinde hat und mir bis zur Brust reicht. Keine Baumpflanzinitiative pflanze Bäume, wie wir sie im Kopf haben. Sie pflanzen Setzlinge. Das sind die kleinen Bäumchen, die uns knapp bis zum Fuss gehen und man kann sie leicht übersehen und drauftreten. Bis so ein Setzling die durchschnittliche Menge CO2 (180 Kilo) eines Baumes speichern kann, vergehen 15 Jahre. Aber von den gepflanzten Setzlingen überleben lediglich 30%. Die grösste Gefahr dabei sind die Tiere und das Wetter. Eine zusätzliche Gefahr, kann eine Überbepflanzung sein. Die Bäume werden zum Teil dort gepflanzt, wo bereits ältere Bäume stehen, dort kann die Natur sich aber gut selbst regenerieren. Ebenfalls problematisch, ist die Menge an Setzlinken pro Hektar. Am Beispiel von Mangrovenbäumen (eine der meistgepflanzten Arten weltweit) ist ersichtlich, dass zu viele Setzlinge gepflanzt werden. Ecosia sagt sie setzen 20’000 Mangrovensetzlinge pro Hektar. Bei einem natürlichen Wachstum würden auf einem Hektar nur etwa 5-10’000 Bäume wachsen. Da stellt sich die Frage, ob Ecosia die Verluste der Setzlinge mit einberechnet. Leider konnte ich darauf keine klare Antwort finden. Was Ecosia aber beachtet, und in meinen Augen ein grosser Pluspunkt ist, Monokulturen werden, wenn möglich vermieden, es werden nur einheimische Arten angepflanzt und die lokale Bevölkerung wird in die Arbeit mit einbezogen.

Die Baumpflanzinitiativen

Die bekannteste Baumpflanzinitiative ist Eden. Eden soll nach eigenen Angaben über 300’000’000 (300 Millionen) Bäume gepflanzt haben. Eden gibt auch zu, dass unter den 300’000’000 (300 Millionen) Bäumen nicht nur Setzlinge sondern auch Baumsamen mitgezählt werden. Auch Ecosia pflanze die Bäume nicht selbst. Sie arbeiten mit unterschiedlichen Reforesting Projekten zusammen. Ecosia sieht allerdings nach 3 Jahren persönlich nach, wie viele Bäume noch vorhanden sind.

Mein Fazit

Hinter den Baumpflanzinitiativen steckt ein grosser Aktivismus. Innerhalb der letzten 6 Jahre gab es eine Steigerung von 500% im Baumpflanzbusiness. Was sicherlich nicht schlecht ist, aber nicht jeder gepflanzte Baum ist ein guter Baum. Oft ist es besser, die Natur sich selbst zu überlassen. Auch wenn das mehr Zeit in Anspruch nimmt. Selbst nach einer Vollkatastrophe, wie die grossen Waldbrände von 2020 zeigen, ist die Natur in der Lage sich schnell zu regenerieren. Und das ganz ohne menschlichen Einfluss. Die Baumpflanzinitiativen sind also sicherlich ein Schritt in die richtige Richtung. Aber viel besser wäre es, die Waldflächen zu schützen, so dass sie nicht mehr abgeholzt werden können und auch erodierte Böden zu schützen, damit auf ihnen neues Leben wachsen kann, ganz von allein. Trotzdem unterstütze ich, die Baumpflanzinitiativen, denn es ist immer besser, etwas zu machen, anstatt auf die perfekte Lösung zu warten. Wenn du mir zu diesem Beitrag etwas schreiben möchtest, freue ich mich über einen Kommentar und hoffe wie immer, du konntest heute wieder etwas lernen.

* Ich versuche für all meine Blogeinträge genau zu recherchieren und habe meine Informationen aus verschiedenen Artikeln und Dokumentationen, die ich dann abgleiche und nachschlage. Manche Zahlen sind schwer zu erheben und andere sind bereits etwas älter, da es keine aktuellen Zahlen gibt. In meinen Beiträgen geht es darum, dir ein Bild zu verschaffen und dir Verhältnisse aufzuzeigen. Deshalb gehe ich den Kompromiss ein, dass vielleicht einige Zahlen nicht zu 100% der Realität entsprechen. Solltest du aber bei einer Aussage andere Informationen haben, bitte teile mir deine Fakten mit, ich möchte auf gar keinen Fall Fehlinformationen vorbereiten.

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