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geplante und wahrgenommene Obsoleszenz

Vielleicht kennst du den Begriff geplante Obsoleszenz bereits und falls nicht, dann hast du vielleicht schon einmal vom Konzept gehört. Die geplante Obsoleszenz kennt man auch unter dem geplanten Produkttot. Weniger bekannt ist dafür die wahrgenommene Obsoleszenz.

Die geplante Obsoleszenz

Am bekanntesten ist wohl das Beispiel mit der Glühbirne im Besonderen, da es hier eine Art Skandal gab.

Die längste non-stop brennende Glühbirne brennt seit 1901 bis heute also 120 Jahre. Sie wurde von Hand angefertigt, nicht allzu lange nachdem die Glühbirne erfunden wurde. Die Glühbirne brennt in einer Feuerwehrstation und dient dazu, dass die Feuerwehrleute in der Nacht nirgendwo reinlaufen. Sie ist also nicht besonders hell.

Die Glühbirne und die geplante Obsoleszenz

Was hat aber haben diese beiden Themen miteinander zu tun? Ganz einfach, wenn eine Glühbirne ewig brennt, dann kaufen Kunden eine Glühbirne und danach nie wieder eine. Natürlich könnte man den Preis so hoch ansetzen, dass man daraus genug Gewinn macht, aber man kann langfristig nicht überleben, da irgendwann alle eine Glühbirne haben.

Um den Skandal um die Glühbirnen zu erklären, müssen wir ein bisschen zurück in die Geschichte der Glühbirne. Die Glühbirne wurde um 1880 erfunden. Die ersten Modelle leuchteten für 14 Stunden. Bis 1924 wurde die Glühbirne kontinuierlich verbessert und hielt teilweise bis zu 2500 Stunden, das sind 104 Tage. Im Jahr 1924 haben die grössten Glühbirnenhersteller sich zusammengeschlossen und das Phoebus-Kartell gegründet. Die Unternehmen vereinbarten, dass sie die Brenndauer von Glühbirnen minimieren.

Beispiel mit Osram: Osram verkaufte 1923 63 Millionen Glühbirnen im Jahr 1924 verkauften sie nur noch 28 Millionen. Fazit daraus, die Glühbirnen hielten zu lange und Osram kann so seinen Verkauf nicht halten. Dieses Beispiel gilt für alle Hersteller.

Also dürfen nach den neu gesetzten Vorgaben des Phoebus-Kartells Glühbirnen nur noch 1000 Stunden brennen. Wenn eine Glühbirne länger brennt, wurde dies gebüsst. Damit man das auch durchziehen konnte. Mussten alle dazugehörigen Firmen regelmässig geprüft werden.

Es gibt Beweise und Aufzeichnungen, die all dies bestätigen. Ab dem Zeitpunkt des Kartells sank die Lebensdauer der Glühbirne von durchschnittlich 1800 auf 1200 Stunden.

Der Verkauf stieg um 25%. Der Preis für die Glühbirnen blieb derselbe und die Hersteller rechtfertigten dies mit neuer besserer Qualität. Zum Beispiel der einheitlichen Fassung, wie sie bis heute existiert. Natürlich haben die Kunden von dieser Vereinbarung nichts mitbekommen. Das Ganze kam aber einige Jahrzehnte später ans Licht. Kleiner Lichtblick heute haben wir LED-Glühbirnen und sind auf einer erstaunlichen Lebensdauer von 25’000 Stunden, was knapp 3 Jahre Licht bedeutet. Aber die Taktik des Phoebus-Kartells übersteht bis heute.

Apple und die IPods

Ein grosser Skandal waren die Appel IPods. Nach ungefähr 18 Monaten (Garantiedauer 12 Monate) starb die Batterie. Die Reparatur kostete praktisch genau so viel wie ein neuer IPod. Der Kunde wird also dazu verleitet ein neues Gerät zu kaufen, anstatt das Alte zu reparieren, das ist für ein Unternehmen immer besser als die Reparatur. Apple treibt diese Taktik mit neuen Geräten auf die Spitze und revolutionierten die Kombination von geplanter und wahrgenommener Obsoleszenz.

Um bei Apple zu bleiben. Sie waren die ersten, die den Akku in das Gerät eingeklebt haben und somit ein schnelles und leichtes austauschen verhinderten. Wenn man so ein Gerät flicken möchte, kann das locker 70% des Kaufpreises ausmachen. Wenn dazu das neue Modell draussen ist und vermarktet wird, greifen Kunden tendenziell eher zum neuen Gerät.

Die wahrgenommene Obsoleszenz

Die wahrgenommene Obsoleszenz lässt sich vor allem auf Luxus- oder Statussymbole anwenden. Oftmals mit Produkten, die keine revolutionäre Fortschritte machen. Dazu gehört auch die Modebranche. Da es keine spektakulären neuen Stoffe gibt, muss man die Produkte künstlich auslaufen lassen. Das hat die Modeindustrie gemeistert und wir springen jedem Trend nach. Dasselbe funktioniert auch mit Autos und technischen Geräten wie Smartphones. Wobei hier oft noch eine technische Weiterentwicklung mitspielt, die aber oftmals nicht besonders revolutionär ist.

Beispiele:

Beispiel Henry Ford: Das erste Auto sollte ein Leben lang halten. Es gab ein Modell und eine Farbe. Ein zweites Unternehmen kam ins Spiel und der Verkauf stand an erster Stelle. Es gab Autos in verschiedenen Farben und jedes Jahr kam ein neues Modell heraus. Natürlich gab es auch technische Innovationen, aber die wahrgenommene Obsoleszenz liegt hier definitiv im Vordergrund.

Beispiel Rasierklingen: Dort greift das «twoprising-system». Ein Rasierhobel kostet bei der Anschaffung einiges mehr. Ein Mehrwegrasierer mit austauschbaren Klingen kostet in der Anschaffung viel weniger. Beim Einkauf kommt uns also der Mehrwegrasierer als die bessere Wahl vor. Betrachtet man den Rasierer aber auf ein ganzes Leben hin, ist der Rasierhobel, bei dem lediglich die Klinge ausgetauscht werden muss, einiges günstiger als der Mehrwegrasierer, bei dem wir den ganzen Kopf für viel Geld kaufen müssen. Zudem wird ein Mehrwegrasierer kein Leben lang halten. Die Qualität ist schlicht und einfach zu schlecht.

1951 kam ein Film heraus «the man in the white suite». Im Film erfindet ein Mann eine Faser für Kleider, die unzerstörbar und unbefleckbar ist. Dadurch, dass diese Faser praktisch nicht ersetzt werden muss, entstehen andere Probleme, wie Arbeitslosigkeit. Im Film gehen deshalb Arbeiter und Firmen gegen diese Faser vor.

Im echten Leben lässt sich diese Faser mit der Entdeckung von Nylon vergleichen. Nylon war ein so beliebtes Produkt, besonders als Strumpfhose, dass Frauen sich sogar darum gestritten haben. Als die Produzenten merkten, dass das Produkt so gut ankommt, aber zu stabil ist, haben sie daran gearbeitet das Produkt schlechter zu machen. Ein perfektes Beispiel für die geplante Obsoleszenz. Die Strumpfhose war immer noch sehr beliebt, aber musste nun öfters gekauft werden, da sie öfters Laufmaschen aufwies.

Nicht oft, kommt die Obsoleszenz in der Gesellschaft an, Firmen machen das im Geheimen und kommunizieren natürlich nicht nach aussen, was genau hinter den Strategien steckt, da sich der Konsument ansonsten veräppelt vorkäme, was wir ja im Grunde genommen auch werden.

Was kannst du also dagegen machen?

Den grössten Einfluss hast du auf die erzwungene Obsoleszenz, denn wenn dir das bewusst wird, kannst du ziemlich gut dagegen angehen. Du kannst dir deinem Style klarwerden und nicht mehr jedem Trend nachspringen. Du kannst auch dein altes Smartphone bis zum Tod verwenden.

Wenn du ein Produkt hast, repariere es, auch wenn es vielleicht etwas mehr kostet als das neue Produkt. Das lohnt sich natürlich nicht bei jedem Produkt. Wenn du für die Arbeit ein schnelles Notebook benötigst, wird dein 10-jähriges zwar repariert wieder funktionieren, aber Einschränkungen haben.

Du kannst aber Firmen, bei denen du weisst oder vermutest, dass sie in ihre Produkte eine Obsoleszenz einplanen vermeiden. Zum Beispiel ist Apple ein solches Unternehmen, von dem man es bis jetzt weiss. Aber auch H&M mit den vielen Trends gehört in diese Sparte. Zum Thema H&M und Fast Fashion lese diesen Beitrag.

Willst du noch einen Schritt weiter gehen? Dann kannst du diese bestimmten Firmen auch anschreiben und dich darüber beklagen, dass du das nicht gut findest.

* Ich versuche für all meine Blogeinträge genau zu recherchieren und habe meine Informationen aus verschiedenen Artikeln und Dokumentationen, die ich dann abgleiche und nachschlage. Manche Zahlen sind schwer zu erheben und andere sind bereits etwas älter, da es keine aktuellen Zahlen gibt. In meinen Beiträgen geht es darum, dir ein Bild zu verschaffen und dir Verhältnisse aufzuzeigen. Deshalb gehe ich den Kompromiss ein, dass vielleicht einige Zahlen nicht zu 100% der Realität entsprechen. Solltest du aber bei einer Aussage andere Informationen haben, bitte teile mir deine Fakten mit, ich möchte auf gar keinen Fall Fehlinformationen vorbereiten.

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