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Palmöl

Aufgrund der kürzlichen Abstimmung in der Schweiz, dachte ich mir, es ist sinnvoll, Mal genauer über Palmöl zu recherchieren.

Was ist Palmöl?

Palmöl ist ein Öl, dass aus der Ölpalme (Elaeis guineensis) gewonnen wird. Die ursprüngliche Heimat der Ölpalme liegt in Afrika. Die Palme wird in der freien Natur 120 Jahre alt und trägt nach 3 Jahren erstmals kleine orange-rote Früchte, aus denen das Öl gewonnen wird. Im Vergleich zu anderen Ölen, ist Palmöl sehr ertragreich. Pro Hektar (10’000 qm2) Land gewinnt man 6000 Liter Palmöl. Als Beispiel, bei Olivenöl sind es lediglich 1000 Liter.

Palmöl ist nicht nur sehr ertragreich, sondern auch günstig in der Herstellung und extrem vielseitig einsetzbar. Es ist geschmacksneutral, hitzebeständig, lange haltbar und hat bei Zimmertemperatur eine cremige Konsistenz (Was für Öl ungewöhnlich ist). Somit kann es in vielen Branchen eingesetzt werden. Für Lebensmittel, zum frittieren, in der Kosmetikindustrie und sogar für Kraftstoff.

Wie wird Palmöl produziert?

Wie bereits erwähnt, stammt die Ölpalme ursprünglich aus Afrika. Sie wird aber heute hauptsächlich in Südostasien und Südamerika gepflanzt. Dabei sind Indonesien mit 60% Marktanteil und Malaysia mit 30% die grössten Exporteure weltweit. Um den momentanen Bedarf nach Palmöl zu befriedigen, werden immer mehr Plantagen angelegt.

Indonesien hat im Jahr 2020 40 Millionen Tonnen Palmöl erzeugt. Das sind 60% des Marktanteils. Das erreichen Sie mit einem Ackergebiet von 12.5 Hektar, was 3x so gross ist wie die Schweiz. Indonesien möchte seine Palmölflächen weiter ausdehnen. Aber was heisst ausdehnen? Die Regenwälder werden abgeholzt und Torfmoore trockengelegt. Allein diese Aktion erhöht das Treibhausgas. Denn die weltweiten Wälder speichern 300’000’000 (300 Millionen) Tonnen Kohlenstoff. Ein Torfmoor wie zum Beispiel in Indonesien speichert 50x mehr Kohlenstoff als andere Tropenwälder. Werden diese Moore vernichtet, wird das gespeicherte CO2 freigesetzt. Deshalb landete Indonesien 2012 auf dem 3ten Platz für Treibhausgasemissionen direkt hinter Amerika und China. Hier ist noch nicht eingerechnet, dass die Felder danach als Monokulturen aufgezogen werden. Wie bei allen Monokulturen sind Ölpalmen dann anfällig auf Schädlinge, denn die natürlichen Feinde der Schädlinge können aufgrund des einseitigen Nahrungsangebotes dort nicht leben. Also müssen die Schädlinge mit Chemie bekämpft werden.

Die Bauern müssen die Palmen nach 30 Jahren ersetzen, da dann der Ertrag nachlässt. Die alten Bäume und weitere organische Abfälle werden oft verbrannt, was noch mehr CO2 freisetzt, obwohl sie sich eigentlich gut kompostieren liessen.

Landraub an Kleinbauern

Neben den Tieren und den indigene Völker, die aus ihren Lebensräumen verjagt werden. Besteht ein grosses Problem mit Landraub.

Ein Kleinbauer macht bei weitem nicht so grosse Gewinne wie die Plantagen. Sie wirtschaften oft nachhaltiger als die grossen Plantagen unter anderem, weil das Land der Kleinbauern oftmals seit Generationen im Besitz der Familie ist und somit kein Regenwald abgeholzt wurde. Ein Kleinbauer kann seine Familie gut ernähern und seine Kinder zur Schule schicken. Sie verdienen mehr als wenn sie Kakao oder Kokosnuss anbauen würden. Nur leider ist ihr Land nicht sicher, da die grossen Plantagen das Land der Kleinbauern unter irgendwelchen Vorwänden für sich beanspruchen. Die Bauern haben keine Chance sich zu verteidigen und stehen mit nichts da.

Trotz all dieser negativen Auswirkungen hat das Palmöl durchaus auch positiven Einfluss. Ungefähr 500’000 ( ½ Million) Personen arbeiten in der Palmölindustrie. (Stand 2015) Denn viele Arbeiten vor Ort werden von den Einheimischen getätigt.

Für was verwenden wir Palmöl?

Palmöl wird für vieles verwendet. Es steckt in unseren Lebensmitteln (71%), von Brotaufstrich über Kuchen bis hin zu Fleisch. Du wirst Palmöl aber auch in Kosmetik- und Reinigungsprodukten (24%) finden. Und vermehrt auch als Biokraftstoff (5%).

2019 enthielt jedes zweite Produkt bei einem Detailhändler Palmöl. Noch vor 30 Jahren enthielt kein Produkt Palmöl. Das Öl wird vor allem in industriel verarbeiteten Produkten und Fastfood verwendet. Es ist günstig und hat viele Eigenschaften, womit es ein Alleskönner ist.

Ein wichtiger Vorteil ist die naturgegebene Festigkeit. So kann Palmöl ohne chemisches Härten verwendet werden. Um ein Produkt mit chemischen Härtemitteln zu versehen, werden gesundheitsschädliche Transfette eingesetzt. Diese steigern das schlechte Cholesterin (HDL) und senken gleichzeitig das gute Cholesterin (LDL). Was im schlimmsten Fall zu einem Herzinfarkt oder Gehirnschlag führen kann. Mit Palmöl kann dies verhindert werden und somit ist das Endprodukt, zumindest was diesen Aspekt angeht, weniger gesundheitsschädlich.

Palmöl als Erdölersatz

Spannend ist auch die Verwendung von Palmöl als Erdölersatz. Palmöl lässt sich in Fettalkohol und Fettsäureester zerlegen und kann so Erdöl gut ersetzten. Da Europa festgelegt hat, das seit 2020 10% der Brennstoffe aus pflanzlichen Stoffen hergestellt werden müssen, hat Europa den Palmölkonsum noch gesteigert.

Momentan sind Asiatische Länder die grössten Palmölkonsumenten. Indien (15%) Indonesien (14%) und China (12%) Europa folgt mit 11% und Amerika, das allerdings mit keiner Zahl erwähnt wird.

Nachhaltiges Palmöl?

Ist es möglich Palmöl nachhaltig anzubauen? Grundsätzlich ja. Aber, und das ist ein grosses aber. Das Bewusstsein für Naturschutz kommt in Indonesien und Malaysia nur sehr langsam an und braucht seine Zeit.

Der WWF hat den RSPO (Roundtable on Sustainable Palm Oil) ins Leben gerufen. Es ist das meistverbreitete Siegel für nachhaltiges Palmöl. Die Vorgaben lauten: Palmöl ohne Zerstörung der Natur. Dabei liegt der Hauptmerk auf der Abholzung des Regenwaldes, die der RSPO komplett verbietet und weder das Wasser noch der Boden dürfen verschmutzt werden. Doch wenn man verschiedenen Quellen und Nachforschungen glauben kann. Scheitert es an der Umsetzung. Es gibt auch zertifizierte Unternehmen, die sich nur sehr vage oder gar nicht an die Vorgaben halten.

Einige Unternehmen haben mehrere Plantagen und lassen aber nicht alle zertifizieren oder es handelt sich um einen zertifizierten Betreib, dessen Palmöl nachhaltig ist, aber gleichzeitig den Regenwald abholzt für Tropenholz. Die Fläche benutzt er danach für die Palmölplantage, sie wurde aber nicht explizit dafür abgeholzt.

Deshalb stellt sich mir die Frage, wenn nicht einmal der WWF, eine der grössten Umweltorganisationen weltweit es schafft, das Palmöl durchgehend nachhaltig zu zertifizieren, wie soll es dann ein Land wie die Schweiz hinkriegen?

Was kannst du also tun?

Auch wenn die Standards für nachhaltiges Palmöl noch nicht besonders hoch sind, ist es immer besser, auf etwas nachhaltiges zu setzen als das konventionelle Produkt zu konsumieren. Denn es setzt ein Zeichen, was wir Konsumenten wollen. Leider ist es in solchen Industriezweigen am anderen Ende der Welt schwer zu sagen, was Greenwashing ist und was wirklich nachhaltig ist. Deshalb ist die beste Methode, komplett auf Palmöl zu verzichten oder es zumindest so gut wie möglich zu vermeiden.

Dabei hilft sicher, dass Wissen, das Palmöl vor allem in verarbeiteten Gerichten vorkommt. Damit meine ich nicht nur die hochverarbeiteten Produkte wie Fertiggerichte, sondern auch Sojarahm oder Schokolade. Dabei geht alles auch ohne Palmöl.

Bei Kosmetikprodukten handhabt sich das ganze ähnlich. Zum Glück findest du auf der Rückseite all dieser Produkte eine Liste und Palmöl steht immer klar als Palmöl darauf.

Nun möchte ich dir aber nicht unter jedem Artikel eine Liste dalassen, was du alles nicht machen sollst. Das wird schnell überfordernd. Zum Schluss also noch kurz.

Lass dich nicht stressen

Wenn deine Lieblingsschokolade Palmöl enthält. Dann ist das halt so. Was du machen kannst, du kannst dem Hersteller eine E-Mail schreiben, dass mache ich oft, um zu zeigen, dass ich eine alternative Rezeptur oder Verpackung begrüssen würde. Dafür findest du vielleicht einen anderen Sojarahm, der kein Palmöl enthält.

Palmöl ist nicht per se schlecht. Es ist wie mit allen Industrien. Es geht um den überdimensionalen Konsum. Lassen wir doch das günstige Palmöl den Einheimischen, denn die benötigen es für sich und so würde sich der Markt wieder regenerieren.

* Ich versuche für all meine Blogeinträge genau zu recherchieren und habe meine Informationen aus verschiedenen Artikeln und Dokumentationen, die ich dann abgleiche und nachschlage. Manche Zahlen sind schwer zu erheben und andere sind bereits etwas älter, da es keine aktuellen Zahlen gibt. In meinen Beiträgen geht es darum, dir ein Bild zu verschaffen und dir Verhältnisse aufzuzeigen. Deshalb gehe ich den Kompromiss ein, dass vielleicht einige Zahlen nicht zu 100% der Realität entsprechen. Solltest du aber bei einer Aussage andere Informationen haben, bitte teile mir deine Fakten mit, ich möchte auf gar keinen Fall Fehlinformationen vorbereiten.

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