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Nachhaltig sterben

Heute geht es um den Tod oder eigentlich darum, was mit dem Körper passiert, wenn wir verstorben sind. Wir machen uns Gedanken, wie wir möglichst nachhaltig Leben aber selten darum, wie wir auch nach unserem Tod möglichst nachhaltig sind.

Info: Ich gehe hier auf die gängige Methode in der Schweiz ein. Weltweit gibt es verschiedene Bestattungsriten.

Heute geht es um den Tod oder eigentlich darum, was mit dem Körper passiert, wenn wir verstorben sind. Wir machen uns Gedanken, wie wir möglichst nachhaltig Leben aber selten darum, wie wir auch nach unserem Tot möglichst nachhaltig sind.
Gut wenn wir es genau nehmen, hat der CO2 Fussabdruck nach dem Tot im Verhältnis zum Leben keinen grossen Einfluss.

Der nachhaltigste Mensch ist ein toter Mensch. Oder wie ein Freund meinte, eigentlich der, der nie geboren wird.

Die Fakten zum Tot

Etwas über 67'000 Menschen starben im Jahr 2018 in der Schweiz. Weltweit sterben 56'000'000 (56 Millionen) Menschen. Das sind knapp 2 Menschen pro Sekunde.

Und was machen wir mit all diesen Menschen?
Zur Zeit lassen sich 90% der Verstorbenen in der Schweiz kremieren. Die restlichen Menschen werden der Erde beigesetzt.
Bei verschiedenen repräsentativen Umfragen der Bevölkerung geben ungefähr 75% an, dass sie kremiert werden möchten. Ob diese Zahl jetzt rückläufig ist oder die Menschen sich im Alter noch umentscheiden, lässt sich nicht sagen.
Bevor wir in die verschiedenen Varianten der Bestattung eintauchen, ein allererster Tipp. Wenn die Beerdigung schnell vorangebracht wird, kann der Fussabdruck bereits verringert werden. Denn ein verstorbener Körper muss gekühlt und gelagert werden.

In der Schweiz darf eine Beerdigung frühestens nach 48 Stunden abgehalten werden und muss spätestens nach 7 Tagen stattgefunden haben.

Erd- vs. Feuerbestattung

In der Schweiz sind laut Gesetz nur die Erd- und die Feuerbestattung erlaubt. Was auch erklärt, weshalb diese beiden Varianten die bekanntesten sind.

Zuerst zu den Gemeinsamkeiten. In der Schweiz ist ein Sarg vorgeschrieben und die Überreste werden dafür einbalsamiert.
Sinn und Zweck der Einbalsamierung ist es, den Verwesungsprozess zu verlangsamen. Hauptsächlich wird dies benötigt, um eine verstorbene Person in einem offenen Sarg beizusetzen. In der Schweiz verschwindet diese Variante immer mehr, trotzdem bleibt die Zahl der Einbalsamierungen gleich.

Wenn der Verwesungsprozess gestoppt wird, um eine verstorbene Person «frisch» zu halten, dann zieht sich dieser Prozess auch bis in die Erde und dort benötigt ein einbalsamierter Körper um ein Mehrfaches länger bis er verwest ist. Und während dem Prozess gelangen zusätzliche Chemikalien in die Erde. Die Einbalsamierung ist aber nicht nur schlecht. Da auf einem Friedhof die Körper sehr konzentriert begraben werden sind die Böden und die Gewässer um Friedhöfe verseucht. Durch den verlangsamten Verwesungsprozess verteilen sich die abgebauten Stoffe auf einen längeren Zeitraum. Was der Natur mehr Zeit gibt sie abzubauen oder zu verteilen.

  • Übrigens ist das auch der Grund, weshalb man im eigenen Garten keine Haustiere vergraben sollte. Je nach Ort, kann bereits eine Katze dazu führen, dass Grundwasser verseucht wird.

Bei einer Erdbestattung ist die Einbalsamierung Pflicht, bei der Kremierung kann auch darauf verzichtet werden. Wer sich also sowieso kremieren lassen möchte und auf die Einbalsamierung verzichtet, hat bereits seinen Fussabdruck im Tot gesenkt.

Kommen wir zum Sarg. Der Sarg ist Pflicht, sei das bei der Kremierung oder bei einer Erdbeisetzung.
Bei einer Kremierung wird der Sarg lediglich als Behältnis für die Verbrennung genutzt. Weshalb bei der Erdbeisetzung häufig aufwendigere und schönere Särge verwendet werden.
Särge werden praktisch nur aus neuem Holz hergestellt. Die Dekorationen sind oft aus Metall oder Plastik, auch das Innenleben eines Sarges ist oftmals aufwendig gestaltet und kann nicht nur aus Baumwolle, Seide oder ähnlichen Materialien bestehen sondern ebenfalls aus Plastik (Polyester).

Da Särge nicht etwas sind, womit wir uns täglich befassen, gibt es hier auch nicht besonders viel Innovation. Es gibt allerdings Hersteller, die ihre Särge aus recyceltem Holz, FSC-zertifiziertem Holz oder sogar aus Karton bauen. Diese Varianten helfen einer nachhaltigen Beerdigung sicherlich auch. Im Kanton Thurgau sind die Särge aus Kartons für Feuerbestattungen sehr beliebt. Hier müssen aber die kantonalen Gesetzte berücksichtigt werden. Nicht überall sind die Kartonsärge gestattet.

Es gibt auch noch weitere Unternehmen, die versuchen die Sargindustrie nachhaltiger zu gestalten; Bei Ecocoffins werden die Särge aus lokalen, gut abbaubaren Produkten wie Bananenblätter, Bambus, Stroh, altem Holz oder ähnlichem hergestellt.
Shelves for life by William Warren. Hier handelt es sich um ein Regal, dass für die Bestattung in einen Sarg umgebaut werden kann.


Nun zum Inhalt des Sarges und hiermit meine ich nicht den Leichnam, sondern die Beigaben. Auch wenn es heute nicht mehr üblich ist, werden verstorbene Personen doch noch häufig mit Lieblingsschmuckstücken und weiteren Grabbeigaben beigesetzt.

Die meisten Schmuckstücke bestehen aus Edelmetall, dass selten ist und dass man wieder verwenden könnte. Auch bei der Kleidung lässt sich eine nachhaltige Wahl treffen. Leinen oder Baumwolle ist unbedenklicher als Polyester. Ein Bestatter hat mir von einer Beisetzung erzählt, bei der die Person sogar nackt kremiert wurde. Das wäre natürlich am ökologischsten=)


Nun zu den Unterschieden.

Fangen wir mit der Erdbestattung an. Der Unterschied beginnt eigentlich erst nach dem der Körper im Sarg liegt. Bei einer Erdbestattung wird der Sarg in eine weitere Kiste in die Erde gelassen. Diese dient dazu, dass der Sarg nicht absinkt. Dazu kommt, dass die Gräber offensichtlich mehr Platz verbrauchen als eine Urne. Särge dürfen nur auf Friedhöfen beigesetzt werden. Die Ruhefrist beträgt 20 Jahren. Dies kann verlängert werden, aber darf nicht unterschritten werden. Ein erdbestatteter Körper ist in dieser Zeit grösstenteils zersetzt.

Bei einer Feuerbestattung darf die Asche an einem beliebigen Ort verstreut werden. Das Gesetz hierzu sagt lediglich; Die Asche darf nach kurzer Zeit nicht mehr als solche wahrgenommen werden und sämtliche landschaftliche Schutzgesetze müssen eingehalten werden.

Es gibt auch verschiedene Anbieter, die verschiedene Varianten zur Beisetzung der Asche offerieren. Zum Beispiel in den Bergen, in einem See und sogar im Weltall (wobei dies ganz sicher nicht besonders nachhaltig ist).

Es gibt aber auch vermeintlich nachhaltigere Varianten. Zum Beispiel Eternal Reef, hier wird die Asche in einen speziellen Behälter gegeben, der dann ins Meer gelassen wird und nach einer gewissen Zeit, wachsen so neue Korallen.
Oder Capsula mundis/bios, es handelt sich um eine spezielle Kapsel die mit integrierten Samen kommen. Laut Aussagen des Herstellers, wächst der Baum durch die Asche besser, da die Asche als Dünger dient.
Diese Varianten klingen schön, haben aber an sich nichts viel mit einer nachhaltigeren Bestattung zu tun.


Wenn ein Körper kremiert, also verbrannt wird, werden toxische Stoffe freigesetzt. Diese werden zwar gefiltert, aber längst können die Filter nicht alles auffangen. Diese gefilterten Abfälle müssen als Sondermüll entsorgt werden und werden auf Sondermülldeponien gelagert.

Bei der Kremierung sind hohe Temperaturen benötigt. Hohe Temperaturen sind oft mit viel Energie verknüpft. Um einen menschlichen Körper zu verbrennen, benötigt es 900°-1300° Grad.

Wie oben erwähnt werden dann toxische Stoffe freigesetzt, die in der Schweiz herausgefiltert werden. Es gibt aber Länder, in denen das nicht klar geregelt ist und diese Stoffe landen in der Luft.


Welche dieser beiden Varianten ist aber nachhaltiger?

Das lässt sich nicht per se sagen, denn es kommt immer auf die Person an.

Wie alt ist die Person, war die Person krank und wie hat die Person gelebt.
Wer zum Beispiel eine Chemotherapie hatte, hat chemische Stoffe im Körper, die bei einer Erdbestattung in den Boden gelangen, bei einer Feuerbestattung wiederum in der Luft. Wer eine künstliche Hüfte hatte, zersetzt sich bei einer Erdbestattung nicht komplett, bei der Feuerbestattung bleiben gewisse Teile übrig, die ausgefiltert werden können und dann auf der Sondermülldeponie landen.

Wenn man also auf die Frage, welche Variante nachhaltiger ist, eine Antwort geben möchte, lautet sie. Umso jünger und gesünder der Mensch an seinem Todestag war, umso besser bekommt er dem Boden. Nur wollen wir ja nicht, dass alle Menschen jung und gesund sterben.

Weitere Angebote – die in der Schweiz (noch) nicht zugelassen sind

Die Wasserkremation

Die Wasserkremation wird auch alkalische Hydrolyse genannt. Hierbei wird der Körper in einer Kalilauge (5%) und Wasser (95%) aufgelöst. Das Wasser wird auf 93° Grad erhitzt bis der Körper sich zersetzt. Die Flüssigkeit kann als Dünger verwendet werden. Die Knochen werden zu Pulver gemahlen und können in einer Urne beigesetzt werden. Die Methode ist auch bekannt unter Resomation oder Bio-Kremierung.

Bei der Wasserkremation gibt es noch eine zweite etwas energieintensivere Variante. Die verstorbene Person wird in einen speziellen Container mit Wasser gelegt. Der Körper zersetzt sich dann in ein paar Stunden bei ungefähr 300°. Alle weichen Teile zerfallen und werden ein Teil des Wassers, dass danach problemlos weggeleert werden kann, da die Konzentration stark durchmischt ist und somit nicht mehr gefährlich für die Natur ist. Die Knochen und andere harte Materialien werden gemahlen und werden wie die Asche bei der Kremierung gehandhabt.

Die Wasserbestattung verbraucht im Vergleich zur Feuerbestattung nur der Energie, ¼ des Fussabdruckes und es werden keine schädlichen Stoffe freigesetzt.

Man könnte denken, dass es extrem viel Wasser benötigt, aber für die Wasserbestattung wird lediglich so viel Wasser gebraucht, wie eine Person an 3 Tagen verbraucht.

Den Körper spenden

Der Körper einer verstorbenen Person kann auch der Wissenschaft gespendet werden. Hierbei gibt es gibt mehrere Varianten.

Zum Beispiel Bodyfarms; Diese sind aber vor allem im Ausland anzutreffen. Dort wird der Verwesungsprozess beobachtet und die Körper werden verschiedenen natürlichen Bedingungen ausgesetzt um nachzuvollziehen, wie der Körper unter verschiedenen Bedingungen verwest. Das kann sehr hilfreich sein bei der Aufklärung von Verbrechen aber auch bei der Forschung neuer Erkenntnisse zum menschlichen Körper oder von Krankheiten.

Die andere Möglichkeit ist sein Körper der Medizin zu spenden. Angehende Mediziner:innen können so an einem echten Leichnam üben, experimentieren und Krankheiten sehen. So können Mediziner:innen wichtige Erfahrungen sammeln und in Zukunft Leben retten.

Wenn wir schon dabei sind. Es ist zwar nicht eine Beerdigungsmethode, genau so wenig wie das aufschnipseln durch Mediziner:innen, aber man kann seine Organe spenden. So wird sozusagen der Körper recycelt. Und wer braucht schon sein Herz wenn er tot ist?

Naturnahe/Natürliche Beerdigung

Auch diese Variante ist in der Schweiz nicht erlaubt. Aber der Vollständigkeitshalber erwähne ich es trotzdem.

Die verstorbene Person wird nackt und unbehandelt in speziell dafür vorgesehenen Gebieten in der Erde vergraben. Der Gedanke dahinter ist, dass der Körper so ganz natürlich kompostiert wird und der Natur zurückgegeben wird.

WICHTIG! Ein Körper kann nicht irgendwo vergraben werden. 1. wegen dem Grundwasser und 2. kommst du dann vielleicht in Schwierigkeiten;)

Die Umweltschutzbeerdigung

Die verstorbene Person wird auf einem Stück Land beigesetzt. Je nach Land ist dies entweder strafbar (zum Beispiel in der Schweiz) oder die Gesetzgebung lässt es zu. Und was noch viel wichtiger ist, das Gesetz verbietet es, ein Stück Land auf dem sich verstorbene Überreste befinden für kommerzielle Verwendungen zu benutzen. Dieses Stück Land kann also weder als Bau- noch als Ackerland verwendet werden. Sozusagen ist es Aktivismus über den Tod hinaus.

Aber Achtung, in der Schweiz gilt dieses Gesetz nicht und es ist strafbar einen Körper einfach irgendwo zu begraben.


Ich hoffe dieses etwas makabre Thema konnte dir einen Einblick in die Nachhaltigkeit nach dem Tod geben.

Mein letzter Tipp gehört zwar nicht zum Thema Nachhaltigkeit, aber ist trotzdem enorm wichtig. Beschäftige dich bereits jetzt mit dem Tod, oder auch mit Krankheiten. Dies hilft deinen Angehörigen Entscheidungen zu treffen, wenn du sie nicht mehr treffen kannst.

* Ich versuche für all meine Blogeinträge genau zu recherchieren und habe meine Informationen aus verschiedenen Artikeln und Dokumentationen, die ich dann abgleiche und nachschlage. Manche Zahlen sind schwer zu erheben und andere sind bereits etwas älter, da es keine aktuellen Zahlen gibt. In meinen Beiträgen geht es darum, dir ein Bild zu verschaffen und dir Verhältnisse aufzuzeigen. Deshalb gehe ich den Kompromiss ein, dass vielleicht einige Zahlen nicht zu 100% der Realität entsprechen. Solltest du aber bei einer Aussage andere Informationen haben, bitte teile mir deine Fakten mit, ich möchte auf gar keinen Fall Fehlinformationen vorbereiten.

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