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Foodwaste

Foodwaste ist kein unbekanntes Thema mehr, trotzdem ist mir aufgefallen, dass viele nicht viel darüber wissen oder auch das Problem bei der Landwirtschaft oder den Detailhändlern sehen.

Wo entsteht das Problem?

Eine Schweizer Studie (ETH, 2017) hat folgende Zahlen zu Foodwaste erhoben 13% Landwirtschaft 30% Verarbeitung 5% Gastronomie 5% Detailhandel 2% Grosshandel 45% Haushalte, das sind durchschnittlich 315 g pro Schweizer pro Tag

Auch mir war vor diesem Artikel nicht bewusst, dass die Haushalte einen so grossen Prozentsatz am Foodwaste ausmachen.

Ein Singlehaushalt produziert mehr Foodwaste pro Kopf als eine Familie. Auch werfen junge Personen mehr Essen weg als Ältere. Das hat vor allem mit der Lebenseinstellung zu tun und mit dem Wissen, wie man Essensreste verwertet. Die junge Generation ist an einen starken Lebenswandel gewohnt, in dem Spontanität eine grosse Rolle spielt. Das führt zu ungeplanten Einkäufen und zu vielen Essensresten.

Was aber noch spannender ist; Foodwaster geben meist mehr Geld für Lebensmittel aus, es gibt aber keinen grossen Unterschied zwischen Bioprodukten und Konventionellen. Das heisst, auch die Personen, die Bioprodukte einkaufen, werfen Lebensmittel weg.

25% des Schweizer Foodwastes kommt von verarbeiteten Produkten, die weggeworfen werden. Es handelt sich dabei um Reste von Fertiggerichten aber meist um Lebensmittel mit überfälligem Ablaufdatum wie zum Beispiel Jogurt. Ein Grossteil davon wäre aber noch bedenkenlos konsumierbar.

Das Problem mit dem Ablaufdatum

Das Problem mit dem Ablaufdatum ist folgendes; Der Hersteller ist verantwortlich, dass die vom Kunden gekauften Lebensmittel bedenkenlos konsumierbar sind. Um die Kunden zu schützen wurde das Ablaufdatum eingefügt. Für den Hersteller ist es unmöglich, ein genaues Datum vorherzusagen, an welchem Tag das Produkt nicht mehr geniessbar ist. Es gibt zu viele unbekannte Faktoren. Wie die Lieferung, die Lagerung im Supermarkt, den Transport vom Geschäft zum Kunden nach Hause und dann die Lagerung beim Kunden.

Deshalb wird das Ablaufdatum oft viel früher gesetzt, als das Produkt effektiv abläuft, es müssen ja immerhin alle Eventualitäten berücksichtigt werden und man geht vom schlechtesten Szenario aus. Somit ist das Ablaufdatum die einfachste Variante, um den Kunden vor schlechter Ware zu schützen. Dabei gibt es heutzutage viele neue Beispiele, die das Ablaufdatum ersetzen könnten und dabei genauer sind. Eine Idee ist der Frischeindikator, eine Art Aufkleber, der auf der Packung ist. Das spannende dabei, er misst, wie gut die Kühlkette eingehalten wurde und kann so genaue Angaben darüber geben, ob ein Produkt haltbar ist oder nicht.

Aber mal ehrlich, wer eine Nase hat kann eigentlich ziemlich gut selbst einschätzen, ob ein Lebensmittel noch geniessbar ist oder eben nicht. Hast du schonmal an saurer Milch oder verdorbenem Fleisch gerochen? Kein Mensch der Wert auf seine Gesundheit legt, würde so etwas zubereiten.

Es handelt sich um ein Luxusproblem

Da wir heutzutage in einem Überfluss an Nahrung leben, können wir es uns leisten, Produkte aus Eckel zu entsorgen. Damit meine ich nicht, dass du ab morgen vergammeltes Fleisch essen musst. Aber ein verbeulter Apfel oder eine braune Banane, ist ohne weiteres noch geniessbar. Wir sind uns aber so an die Ästhetik von Lebensmitteln gewohnt, dass wir nicht nur das perfekt geformte Gemüse kaufen, wir essen es auch bei der kleinsten braunen Stelle nicht mehr.

Das Eckelgefühl ist von Mensch zu Mensch verschieden. Da wir in einem Wohlstandsland wohnen, können wir uns eine relativ hohe Eckelgrenze erlauben. Die aber eigentlich total sinnlos ist. Man kann sich diese Eckelgrenze herunter trainieren und sich wieder mehr auf seinen Geruchssinn konzentrieren.

Genauso ist es mit der Bequemlichkeit, die entstand ebenfalls aus Überfluss und Wohlstand, wenn wir etwas nicht mehr essen möchten oder uns keine Idee einfällt, wie wir etwas weiterverwerten können, dann werfen wir es weg. Diese Angewohnheit, lässt sich sehr einfach ändern. Man muss sich nur mal bewusst machen, dass 850’000’000 (85 Millionen) Menschen auf dieser Welt zu wenig essen haben und wir unser Essen aus Faulheit wegwerfen. Ich persönlich finde das eine ziemlich arrogante Herangehensweise und eine gute Motivation um Foodwaste so gut wie möglich zu vermeiden.

Foodwaste in der Landwirtschaft

Neben dem Foodwaste, dass in unserem Haushalt ansteht, geht auch ein grosser Teil direkt bei der Landwirtschaft verloren. Zum Beispiel gehen teilweise bis zu 60% einer Kartoffelernte in den Abfall, weil sie nicht die Grösse, die Form oder die Schale haben, die unsere Detailhändler verlangen. Die Verluste der unförmigen Ernten tragen immer die Bauern.

Verantwortlich für die strengen Vorgaben im konventionellen Gemüseanbau ist die Fenago Gruppe. Sie erarbeiten die Kriterien zusammen mit den Branchenverbänden der Bauern (Produzenten) und der Detailhändler. Das Gemüse geht selten direkt an die Detailhändler, die beziehen ihre Ware von einem Zwischenhändler, der die Ware zuerst sortiert und dann weiterverkauft.

Laut Aussagen von verschiedenen Detailhändlern, wird von Schweizer Gemüse und Früchten verlangt, dass sie optisch Qualität ausstrahlen, da sie ja im Geschäft teurer sind als ausländisches Gemüse und so auch bessere Qualität haben müssen. Aber ist euch optisch schonmal ein unterschied zwischen dem ausländischen und dem inländischen Gemüse aufgefallen? Spannend ist nämlich, dass im Ausland «Beautygemüse» kein Thema ist. Das schöne Gemüse wird aussortiert und zu uns gebracht. Das unförmige bleibt im jeweiligen Land.

Nicht nur die Schönheit der Lebensmittel macht den Bauern zu schaffen. Wenn eine Ernte mal 1 Woche später fällig ist, kann der Detailhändler einfach abspringen und der Bauer sitzt auf 100 Tonnen Karotten. Es besteht bis heute keine Abnahmegarantie für zuvor bestelltes Gemüse, wenn der Termin überschritten ist. Wer aber bereits einmal gegärtnert hat, weiss, dass die Natur ihren eigenen Lauf hat und sich nicht auf den Tag genau planen lässt.

Dazu kommt die Friss oder Stirb Mentalität, die sich über die Jahre entwickelt hat. Wenn sich ein Bauer gegen die zu tiefen Preise für seine Arbeit beklagt, wird halt ein anderer gesucht, der das Gemüse für den Preis verkauft. Das führt dazu, dass sich viele Bauern nicht mehr getrauen sich zu wehren.

Um die Bauern zu unterstützen, kann man das Gemüse direkt bei ihnen beziehen. Mir wird dann oft gesagt, dass Gemüse und Früchte direkt vom Bauern mehr kosten. Das stimmt, aber das ist der Preis, den Lebensmittel eigentlich haben müssten. Wir Schweizer geben heute nur noch 6.7% unseres Lohnes für Lebensmittel aus. Da können wir doch noch etwas mehr entbehren, dafür dass unsere Bauern wieder von Ihrer Arbeit leben können.

Lebensmittelverschwendung in der Gastronomie

Auch die Gastronomie ist nicht unbeteiligt. 65% der Lebensmittelabfälle aus der Gastronomie entstehen durch Überproduktion. Sei dies, weil die Portionen zu gross sind und zurückgegeben wurden oder weil die Küche zu viele Menüs vorbereitet hat. Die restlichen Lebensmittelabfälle in der Gastronomie entstehen hauptsächlich durch Rüstabfälle, die man mit dem richtigen Wissen auch drastisch minimieren könnte.

Was kannst du also tun?

Es scheint jetzt so, als könnten wir nichts dagegen machen. Dabei ist es eigentlich gar nicht so schwer.

Kaufe dein Gemüse auf dem Markt oder im Hofladen vom Bauern in deiner Nähe. Wenn du diese Möglichkeit nicht hast, kaufe Schweizer Gemüse, das halt auch mal nicht so wunderschön aussieht. Ich kaufe beim Detailhändler immer das hässlichste Gemüse=)

Bestelle im Restaurant die kleine Portion, wenn du mal nicht so viel essen magst und nimm dir die Reste mit.

Koche bei dir zu Hause kleine Portionen oder gefriere Reste ein. Aus vielen Resten kann auch wieder leckeres zaubern. Zum Beispiel aus altem Kartoffelpüree werden superleckere Kartoffelpatties ähnlich wie Crocetten, wenn man sie in der Pfanne anbrät.

Vertrau auf deine Nase und deine Augen und nicht auf das Ablaufdatum. Ein Jogurt mit Schimmel kann man offensichtlich nicht mehr essen. Ein Kürbis mit etwas Schimmel, lässt sich essen, wenn man den Schimmelteil grosszügig abschneidet.

Lass dich nicht von jeder Aktion zum Kauf verleiten. Mein Tipp: mach dir eine Einkaufsliste und kaufe nur, was auf der Liste steht.

Es muss uns bewusst sein, wie viel Foodwaste wir produzieren und dann braucht es nur etwas Kreativität und wir können die Lebensmittelverschwendung auf ein Minimum reduzieren und ein Umdenken anregen. Wenn du damit anfängst, motivierst du sehr wahrscheinlich andere es dir nach zu tun und somit kannst du als Einzelperson sehr viel bewegen und gegen jede Meinung doch etwas bewirken.

Ich hoffe, ich konnte dir mit diesem Artikel die Thematik etwas näherbringen. Wenn du fragen hast, schreib mir wie immer einen Kommentar oder eine E-Mail.

* Ich versuche für all meine Blogeinträge genau zu recherchieren und habe meine Informationen aus verschiedenen Artikeln und Dokumentationen, die ich dann abgleiche und nachschlage. Manche Zahlen sind schwer zu erheben und andere sind bereits etwas älter, da es keine aktuellen Zahlen gibt. In meinen Beiträgen geht es darum, dir ein Bild zu verschaffen und dir Verhältnisse aufzuzeigen. Deshalb gehe ich den Kompromiss ein, dass vielleicht einige Zahlen nicht zu 100% der Realität entsprechen. Solltest du aber bei einer Aussage andere Informationen haben, bitte teile mir deine Fakten mit, ich möchte auf gar keinen Fall Fehlinformationen vorbereiten.

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