Beitragsbild

Baumwolle

Baumwolle ist das meistverwendete Naturprodukt für Kleidung. Aber wie nachhaltig ist Baumwolle? Wie wird sie angebaut und was hat Baumwolle für Auswirkungen auf unsere Umwelt?

Was ist Baumwolle überhaupt?

Baumwolle ist weltweit die grösste industriell angebaute nicht essbare Nutzpflanze. Die Industrie hat 250’000’000 (250 Millionen) angestellte, die meisten davon in Entwicklungsländern. Weltweit werden 35’000’000 (35 Millionen) Hektar Land für den Anbau von Baumwolle benötigt. Für die bildliche Darstellung; ein Hektar entspricht 1.42 Fussballfelder.

Baumwolle ist mit 50% das meistgenutzte Rohmaterial für Stoff. Sie ist also ein weltweit sehr beliebtes Material und hat einen eigenen Industriezweig. Sobald etwas in einer grossen Menge produziert wird und sich daraus Gewinn machen lässt, entstehen meistens ethisch und soziale Problemen.

Wie wird Baumwolle angepflanzt?

Die Baumwollpflanze ist sehr empfindlich, aus diesem Grund werden viele Chemikalien auf dem Feld eingesetzt. 18% der weltweit verwendeten Pestizide und 25% der weltweit verwendeten Insektizide werden nur für Baumwolle eingesetzt.

In den Entwicklungsländern sind die Umweltgesetzte nicht gut bis gar nicht vorhanden. Es werden in Europa längst verbotene Chemikalien verwendet, da sie oft günstiger sind und einen besseren Effekt haben. Bei allen verbotenen Chemikalien wurde nachgewiesene, dass sie für den Menschen zu Krebs und weiteren tödlichen Krankheiten führen. Das betrifft nicht nur die Arbeiter auf den Baumwollfeldern, sondern auch alle angrenzenden Gebiete. Da die Chemikalien ins Grundwasser und die Luft gelangen. Somit werden sämtliche Lebensmittel, Tiere und Menschen um ein chemisch behandeltes Baumwollfeld in Mitleidenschaft gezogen.

Usbekistan

Usbekistan ist der 4. grösste Baumwollexporteur der Welt. Baumwolle ist das wichtigste Exportgut und bringt dem Staat jährlich 1’000’000’000 (1 Milliarde) ein. Usbekistan ist ein sehr korruptes Land und praktisch die ganze Baumwollproduktion ist in staatlichen Händen. Das Faszinierende dabei? Usbekistan ist ein denkbar schlechtes Land für die Herstellung von Baumwolle. Die Böden sind ungeeignet und die ohnehin schon geringen Wasservorräte im Land werden durch die Produktion ausgetrocknet. Was dazu führt, dass das 4. grösste Binnengewässer der Welt, der Aralsee in 60 Jahren nur noch einen 10tel seiner Grösse hat. Damit du eine ungefähre Vorstellung hast, was das bedeutet. Das früherer Fischerdorf Moinaq lag am Ufer des Sees. Jetzt ist der See vom Fischerdorf aus nicht mehr sichtbar. Man sieht nur noch Wüste.

Die Kritik an Uspekistan

Zum ersten Mal in der Kritik stand Usbekistan wegen Kinderarbeit. Die konnte man 2008 verbieten. Folge davon ist jetzt Zwangsarbeit. Alle staatlich Angestellten müssen während der Erntezeit auf den Baumwollfeldern arbeiten. Meistens sind es Behördenangestellte oder Studenten. Es kann aber auch vorkommen, dass Ärzte und Krankenschwestern abgestellt werden. Das Personal fehlt dann in den Spitälern. Wenn ein Zwangsarbeiter aus gesundheitlichen oder anderen Gründen nicht zur Ernte erscheinen kann, muss er einen Ersatz stellen. Viele schicken Verwandte, die dann unbezahlt auf dem Feld stehen.

Pro Person müssen zwischen 60-70 Kilo Baumwolle gepflückt werden, so wird es von den Behörden vorgeschrieben Oft ist es dieses Ziel unmöglich zu erreichen, da es zu wenig Baumwolle auf dem Feld hat. Laut Gesetz dürfen die Menschen trotzdem bestraft und geschlagen werden.

Was tun gegen Baumwolle aus Uspekistan?

Aus diesem Grund haben sich viele bekannte Marken dazu entschieden, keine Baumwolle aus Usbekistan mehr zu kaufen. Trotz dieses Boykottversuches ist Usbekistan noch der 4. grösste Baumwolllieferant. Wenn man sich die Bestände in den Textilfabriken ansieht, fällt auf, dass nirgendwo Baumwolle aus Usbekistan zu finden ist. Aus allen anderen Lieferantenländern findet man gekennzeichnete Baumwolle.

Die aus Usbekistan wird also einfach nicht mehr gekennzeichnet, somit ist das Problem behoben. Die grossen Modehäuser ignorieren diese Umstände und behaupten trotzdem keine Baumwolle aus Usbekistan zu verkaufen. Ein Grund dafür ist sicherlich, dass man nicht alle Herstellungsschritte aufzeigen muss. Das Gesetzt gibt lediglich vor, dass man nicht lügen darf. Das ist bereits eine Art von Greenwashing aber noch viel tiefer ins Greenwashing geht das Label BCI.

Ist Bio-Baumwolle die Lösung?

Heutzutage ist uns Konsumenten immer bewusster, was um uns herum geschieht und wir möchten gerne helfen. Es gibt heute so viele Arten von guter Baumwolle. Es gibt Biobaumwolle, das BCI Siegel, GOTS, die Conscious Linie von H&M. Leider halten viele Siegel nicht was sie versprechen oder sie wirken grüner als sie es eigentlich sind. – Ich verwende im untenstehenden Text den Begriff Biobaumwolle. Aber auch hier gibt es Unterschiede und Biobaumwolle ist nicht gleich Biobaumwolle. Am besten schaut ihr bei Siegelklarheit vorbei, um euch Klarheit zu verschaffen.

Biobaumwolle und Greenwashing

Leider handelt es sich bei der Conscious Linie von H&M und dem BCI Siegel um Greenwashing, und zwar auf höchstem Niveau. Es gibt noch andere, aber ich gehe jetzt vor allem auf das BCI (Better cotton initiative) Siegel ein. Das Siegel existiert seit 2005. Die Bauern sind dazu verpflichtet, weniger Pestizide und Wasser zu verwenden. Das ist im Vergleich zu herkömmlicher Baumwolle besser.

Bei Biobaumwolle sind jedoch sämtliche Pestizide verboten und auch dort wird der Wasserverbrauch verringert. Neben den schlechteren Bedingungen auf dem Feld im Vergleich zu Biobaumwolle ist auch die Produktion nicht klar reguliert. Biobaumwolle darf nicht mit herkömmlicher Baumwolle gemixt werden oder es muss gekennzeichnet sein.

Beispiel BCI Baumwolle

BCI Baumwolle hat keine solche Regulation. Manche Stoffhersteller bestellen BCI Baumwolle, damit sie in den Büchern auftauchen. Produzieren aber den Stoff, bevor die Baumwolle im Lager ist. Das heisst also, wenn du ein BCI Produkt kaufst, kann es sein, dass entweder keine BCI Baumwolle darin ist, nur 50% oder wenn du Glück hast 100%. Das grösste Problem mit BCI Baumwolle ist, dass das Siegel die Biobaumwolle verdrängt. Sie ist für die Bauern ertragreicher herzustellen, für den Produzenten günstiger im Einkauf. Langfristig ist eine Produktion ohne Chemikalien und genetisch Veränderten Samen aber immer ertragreicher, da der Boden nicht zerstört wird.

Was entsteht aus Baumwolle?

Baumwolle wird entweder zu Stoff oder Einwegartikel verarbeitet. Vorher muss die Baumwolle aber noch aufgearbeitet werden. In der herkömmlichen Verarbeitung von Baumwolle werden viele Chemikalien und giftige Farben eingesetzt. Hier ist es auch wichtig zu unterscheiden, dass Biobaumwolle in der Weiterverarbeitung je nach Siegel mit Chemikalien behandelt werden darf.

Wie bereits erwähnt, sind die Chemikalien hoch giftig für die Umwelt. Es gibt in den Produktionsländern, die meistens in Asien liegen, Vorschriften, wie mir dem Chemieabfall umgegangen werde soll. Es gibt aber keine Behörde, die sich aktiv um die Umsetzung kümmern. Die Fabriken spülen die Chemikalien ungefiltert in die Flüsse. Dabei verlaufen die Abflussrohre oft unterirdisch, damit niemand direkt sehen kann, woher die Chemikalien kommen. Bis hierhin verbraucht 1 Kilogramm Baumwolle 11’000 Liter Wasser. Zu einem späteren Zeitpunkt, wird je nach Verarbeitung noch viel mehr Wasser benötigt.

Was ist also die Lösung?

Mein Beitrag wäre aber nicht komplett, wenn ich euch einfach Fakten an den Kopf schmeissen, die traurig machen, euch aber keine Lösung präsentiere.

Als erstes möchte ich sagen, dass Baumwolle trotz dem hohen Wasserverbrauch besser ist als Polyester. Es ist eine natürliche Ressource und lässt sich auch besser recyceln als Polyester.

Die beste Lösung ist wie immer; Konsumiere weniger. Das Produkt, dass du nicht besitzt ist das Beste für die Umwelt.

Natürlich können wir nicht einfach nichts mehr kaufen. Wenn du also etwas benötigst. Vermeide Einwegprodukte wie Wattepads oder Wattestäbchen. Es gibt dazu viele Alternativen.

Kaufe deine Kleider Second Hand. Oder achte darauf, was und wo du etwas einkaufst. Schau dir das Produkt, das Label und das Siegel an nicht den Preis. Oft ist ein tiefer Preis ein Zeichen für Fast Fashion und somit schlechte Qualität und viele verbrauchte Ressourcen. Es macht also langfristig mehr Sinn, in ein teureres Produkt zu investieren, da du es länger haben wirst.

* Ich versuche für all meine Blogeinträge genau zu recherchieren und habe meine Informationen aus verschiedenen Artikeln und Dokumentationen, die ich dann abgleiche und nachschlage. Manche Zahlen sind schwer zu erheben und andere sind bereits etwas älter, da es keine aktuellen Zahlen gibt. In meinen Beiträgen geht es darum, dir ein Bild zu verschaffen und dir Verhältnisse aufzuzeigen. Deshalb gehe ich den Kompromiss ein, dass vielleicht einige Zahlen nicht zu 100% der Realität entsprechen. Solltest du aber bei einer Aussage andere Informationen haben, bitte teile mir deine Fakten mit, ich möchte auf gar keinen Fall Fehlinformationen vorbereiten.

Weitere spannende Artikel

Was sagst du dazu?