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E-Autos

Die Familie meines Freundes legte sich ein neues Auto zu. Wir versuchten sie davon zu überzeugen ein E-Auto zu kaufen. Vorab, wir sind gescheitert. Aber dann kam die Frage auf, ist ein Elektroauto überhaupt umweltfreundlicher? Und falls ja, wie gross ist der Unterschied wirklich? Also ging ich wie immer, wenn mich eine Frage nicht mehr los lässt auf ins Internet. Und hier sind die Ergebnisse meiner Recherchen.

Welche Autos gibt es?

Bevor wir tiefer ins Thema gehen, kurz zu den verschiedenen Arten von Autos. Verbrennungsmotoren sind entweder Autos mit Benzin oder Diesel. In der Schweiz ist der Benzinmotor für Privatpersonen verbreiteter, weshalb ich unten nur noch auf diesen eingehen werde.

Es gibt Hybridfahrzeuge. Und hier gibt es einen grossen Unterschied zwischen Hybrid und Plugin-Hybrid. Denn ein «normales» Hybridauto lädt die Batterie während des Fahrens mithilfe des Verbrennungsmotors. Der Plugin-Hybrid stellt einen vor die Wahl. Entweder wie oben beschrieben oder man lädt das Auto mit dem Kabel wie ein Elektroauto.

Elektroautos werden mit einer Batterie betrieben. Die Batterie hält ungefähr 300’000-450’000 Kilometer, bevor man sie austauschen muss.

Herstellung von E-Autos

Bei einem Elektroauto fällt vor allem die Herstellung bei der CO2-Bilanz ins Gewicht. Weshalb ich hier etwas genauer eingehe. Batterien für E-Autos bestehen aus verschiedenen seltenen Metallen. Seltene Metalle sind diejenigen, die in der Erdkruste selten vorkommen. Die bekanntesten sind wohl, Gold, Silber, Zinn und Platin. Dann gibt es aber auch die unbekannteren seltenen Erden wie Europium, Samarium und Gadolinium. Und diese Erden haben besondere Eigenschaften, die für den Betrieb einer Batterie notwendig sind.

In jedem Auto stecken folgende Metalle: Cer = Windschutzscheibe (Cer sorgt dafür, dass die Windschutzscheibe UV-Strahlen filtern kann) Europium und Indium = Scheiben/Display (Diese Metalle sorgen für die Farben und Berührungsempfindlichkeit der Bildschirme) Bismut und Tantal = Elektronische Bestandteile, Germanium = Nachtsicht, Lanthan =Spiegel, Neodym = Scheinwerfer, Wolfram = Fahrgestell, Yttrium = Sensoren, Magnesium = Sitze Wenn dir diese Metalle nichts sagen, kein Problem, mir auch nicht. Dies dient lediglich der Anschauung=) In einem Elektroauto sind noch viel mehr Metalle vorhanden. Sie sind essenziell für das Fahrzeug. Zum Beispiel beim Motor = Neodym (Dies dient zur Herstellung von Magneten. Diese wandeln elektrische Energie in mechanische Energie um) Für die Batterie (die macht übrigens bis zu 50% des Fahrzeuggewichtes aus) = Cobalt, Graphit und Lyzeum Und ein E-Auto kann bis zu 80kg Kupfer enthalten. Das ist 4x mehr als in Verbrennungsfahrzeugen vorkommt. Das Problem mit all diesen Materialien ist der Abbau. Die Bedingungen für den Abbau sind nicht gerade nachhaltig geregelt. Viele Metalle werden mit Kohlekraft gefördert und einige Materialien kommen sogar aus Kriegsgebieten. Dazu kommt, dass all diese Metalle endliche Ressourcen sind. Und wie das Wort bereits sagt, sind diese Ressourcen irgendwann aufgebraucht.

Recycling der Batterien

Hauptverursacher der CO2-Emissionen von Elektroautos sind die Batterien. Und da diese wie oben beschrieben aus vielen wertvollen Rohstoffen bestehen, macht es Sinn die Batterien zu recyceln oder weiter zu verwenden. Viele Hersteller werben damit, dass eine alte Batterie, zwar nicht mehr in einem Auto verwendet werden kann, aber noch gut als Stromspeicher fungieren kann. In der Praxis sieht dies aber leider etwas anders aus. Da es keine Standards für E-Autobatterien gibt, ist es schwierig bis unmöglich einen einheitlichen Speicher herzustellen. Entweder müsste also ein Standard für die E-Autoindustrie erhoben werden oder die Hersteller selbst müssen dafür sorgen, dass die Batterien als Speicher verwendet werden können. Keines der beiden Szenarien ist in naher Zukunft vorgesehen. Also bleibt das Recycling. Recycling ist aber nie die effizienteste Lösung, da der Prozess viel Energie braucht und die Materialien oft an Qualität verlieren. So auch bei der Autobatterie. Momentan gibt es noch nicht so viele Autobatterien zu recyceln, weshalb der Aufwand noch getragen werden kann. Die Batterie muss zuerst komplett entladen werden und dann muss eine ausgebildete Fachperson diese in Einzelteile zerlegen. Da es, wie schon oben erwähnt, keine Standards gibt, muss dies in Handarbeit erledigt werden. Sobald die Elektroautos in der breiten Masse angekommen sind und mehr verwendet werden, wird der Recyclingaufwand enorm ansteigen, dass hierfür eine effizientere Lösung gefunden werden muss.

CO2-Bilanz

Nun zu dem Punkt, der uns alle am meisten interessiert. Denn wenn die Batterie und Rohstoffgewinnung schon nicht optimal sind, lohnt es sich überhaupt ein Elektroauto anzuschaffen? Kurz und knapp ja=) Bei der Klimabilanz von Kassensturz und TCS. wurden folgende Punkte beachtet:

  • Verbrauch von Strom oder Benzin bei der Fahrt
  • Rohstoffgewinnung und Verarbeitung
  • Autoproduktion inkl. Entsorgung
  • Produktion von Treibstoff und Strom
  • Wartung
  • Unterhalt der Strasseninfrastruktur

Da viele Punkte für uns nicht sichtbar sind, spricht man auch von der Grauen Energie. Man kann auf TCS alle in der Schweiz zugelassenen Autos mit deren Klimabilanz vergleichen. Es wird mit einem realistischen «Leben» von 200’000 km gerechnet. Hier findest du den Link.

Bei oben genannter Klimabilanz wurden ein Benziner, ein Hybrid und ein reiner Elektro Kleinwagen verglichen. Da die Rohstoffgewinnung und die Produktion auch in die Bilanz eingerechnet werden, hat ein Auto mit 0 Kilometern auf dem Tacho bereits eine «Basisbelastung» Benziner: 7.6 Tonnen mit 0 Kilometer 41 Tonnen mit 200’000 Kilometer Hybrid: 9.6 Tonnen mit 0 Kilometer 41.8 Tonnen mit 200’000 Kilometer Elektro: 17 Tonnen mit 0 Kilometer 28.7 Tonnen mit 200’000 Kilometer Auffällig bei diesem Vergleich ist, dass das Elektroauto zwar schlechter anfängt, eben wegen der Batterie, aber durch seine Emissionsarme Stromversorgung am Lebensende besser abschneidet. Für das Klima lohnt sich ein Elektroauto also ab 84’000 Kilometer und wird ab diesem Zeitpunkt besser für das Klima. Ebenfalls auffällig ist der Hybrid, der mit mehr CO2 anfängt und auch am schlechtesten abschneidet. Das liegt daran, dass ein Hybridauto zwei Motoren braucht und es für den Nutzenden viel Disziplin benötigt, nicht nur mit Benzin zu fahren, sondern auch mit Strom. Ist der Fahrende diszipliniert genug, macht ein Plugin-Hybrid mehr Sinn. Noch kurz die Zahlen für einen Mittelklassewagen Benzin: 57.2 Tonnen mit 200’000 Kilometer Hybrid: 43.9 Tonnen mit 200’000 Kilometer Elektro: 31.30 Tonnen mit 200’000 Kilometer In diesem Vergleich lohnt sich das Elektroauto sogar schon ab 26’851 Kilometer. Bei den Elektroautos kommt es stark darauf an, woher der Strom kommt. In der Schweiz haben wir einen hohen Wasserkraftanteil, was den Strom sehr grün macht. In Deutschland sähe die Berechnung ganz anders aus. Aber wichtiger Hinweis: Benzin hat bereits einen grösseren Fussabdruck wenn es bei der Tankstelle angekommen ist als der Strom, wenn er im Elektroauto ist. Nun noch einen kleinen Tipp mit grosser Wirkung. Wenn du die Batterie nur zwischen 70-80% lädst, verlängert sich der Erhalt der Batterie bis fast um das Doppelte (Martin Bolliger, TCS, Kassensturz. 02.2021)

Fazit

Ich persönlich habe meinen Benziner vor 2.5 Jahren verkauft und seit dort leihen wir uns ein Auto, wenn wir eines brauchen, was so etwas alle 2-3 Monate vorkommt. Wir können also gut auf ein Auto verzichten. Wir wohnen aber auch sehr zentral und kommen überall gut mit dem öffentlichen Verkehrsmittel oder dem Fahrrad hin. Sollten wir aus irgendwelchen Gründen doch mal ein Auto benötigen, würde ich ein Elektroauto wählen. Es ist sicherlich nicht die perfekte Lösung. Aber indem man diese Branche unterstützt, fördert man auch die Forschung in ein hoffentlich noch nachhaltigeres Verkehrsmittel. Trotzdem mein Tipp:

  • Zu Fuss gehen oder das Fahrrad nehmen
  • Dann die öffentlichen Verkehrsmittel
  • Und erst als letzte Wahl ein Auto (lieber leihen als eins kaufen)

Übrigens ein Auto steht durchschnittlich 23 Stunden am Tag auf dem Parkplatz. Wir bezahlen also 450.00 CHF (so viel hat mich mein Auto im Monat gekostet – ohne Benzin) für 30 Stunden Nutzung;)

* Ich versuche für all meine Blogeinträge genau zu recherchieren und habe meine Informationen aus verschiedenen Artikeln und Dokumentationen, die ich dann abgleiche und nachschlage. Manche Zahlen sind schwer zu erheben und andere sind bereits etwas älter, da es keine aktuellen Zahlen gibt. In meinen Beiträgen geht es darum, dir ein Bild zu verschaffen und dir Verhältnisse aufzuzeigen. Deshalb gehe ich den Kompromiss ein, dass vielleicht einige Zahlen nicht zu 100% der Realität entsprechen. Solltest du aber bei einer Aussage andere Informationen haben, bitte teile mir deine Fakten mit, ich möchte auf gar keinen Fall Fehlinformationen vorbereiten.

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