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Der Zoo heute

Eine Aussage ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Bei einer Diskussion hat jemand das Argument gebracht, dass der Zoo den Kindern und auch Erwachsenen die Tiere näherbringt und so das Bewusstsein stärkt, diese Tiere schützen zu wollen. Und so auch die Neugier und das Wissen fördert. Die Gegenseite argumentierte: Dass ihr Neffe mehr über Dinosaurier weiss als über jedes noch lebende Tier und er habe noch nie einen lebenden Dinosaurier gesehen. Da kam bei mir die Frage auf, brauchen wir Zoos? Und was machen Zoos für die Tiere in freier Wildbahn?

Zoos früher und heute

Der erste zoologische Garten, kurz Zoo wurde in London als wissenschaftliche Studie im Jah 1828 eröffnet. Der Zoo war nicht für die Öffentlichkeit Gedacht. Als Zoos für die Öffentlichkeit zugänglich wurden, war deren einziger Zweck, uns Menschen zu unterhalten und exotische Tiere zu zeigen. Das war ebenfalls in London im Jahr 1847. Die Gehege waren klein und kahl. Einziger Sinn war es, dass die Menschen ein Tier sehen konnten, dass ansonsten nur durch teure Reisen in der Natur betrachtet werden konnte. In dieser Zeit war das Wissen über Tiere noch beschränkt und man war sich nicht bewusst, wie es den Tieren geht. Bis heute sind Zoos stetig in der Veränderung. Haltungsformen und Konzepte werden überarbeitet und es wird immer mehr an das Tier angepasst.

Der Zoo als Mittel zum Artenschutz?

Wildfang – also Tiere, die in der Natur gefangen werden – sind in europäischen Zoos verboten. Das heisst die Tiere, die wir im Zoo sehen sind Zuchttiere. Die Züchtung der Tiere ist je nach Art einfacher oder sehr komplex. Pandabären zum Beispiel lassen sich kaum züchten, wobei es bei Ziegen schon fast eine Plage im Zoo gibt. Aber reicht die Züchtung, oder der Versuch der Züchtung, aus um den Zoo als Schutz der Artenvielfalt zu zählen? Fakt ist, ohne den Zoos wären einige Tierarten bereits verschwunden. Zum Beispiel das europäische Wisent (in freier Wildbahn). Auch konnten bereits einige wenige Tierarten wieder ausgewildert werden. Wie das Przewalski-Pferd. Das ist grunds38 Tierarten existieren nur noch in Zoos und sind in freier Wildbahn nicht mehr anzutreffen. Auf der roten Liste der Tiere stehen 14’700 Tierarten. Ein durchschnittlicher Zoo (Deutschland) beherbergt im Durchschnitt knapp 300 Arten. Davon sind lediglich 20% auf der roten Liste. Hier kann man das Gesetz des Artenschutzes nicht anwenden. Dabei gibt es vor allem ein Hauptproblem. Ein Zoo ist auf Besucher angewiesen und ist ein gewinnorientiertes Unternehmen. Der Zoo muss also diese Tierarten anbieten, die das Publikum sehen möchte. Amphibien zum Beispiel machen ¼ der bedrohten Tierarten aus, allerdings sind Amphibien in Zoos nicht besonders beliebt. Es gibt Zoos, die sich aktiv an Auswilderungsprojekten beteiligen. Das sind gezüchtete Tiere, die wieder in die freie Wildbahn eingeführt werden. Das funktioniert manchmal, aber genau so oft, sterben die Tiere in Freiheit, weil sie sich einfach nicht gewohnt sind. Der Erfolg hängt stark von der Tierart ab. Bei Bonobos zum Beispiel ist die Erfolgschance sehr gering. Unter anderem, weil sie zu stark an den Menschen gewöhnt sind und so keine Angst vor Wilderern haben. Zoos finanzieren auch unterschiedliche Auffangstationen vor Ort und unterstützen Projekte. Setzt man diese finanzielle Unterstützung allerdings ins Verhältnis mit den Zooeinnahmen machen die Spenden eines Zoos lediglich 1,4% aus. Wenn du also für einen guten Zweck spenden möchtest, dann bezahle die 28 CHF (Eintrittspreis Zoo Zürich) direkt. Über den Zoo kommen max. 0.39 Rappen bei Spenden an. Ein Zoo beherbergt aber nicht nur bedrohte Tierarten oder schützt sie mit Spenden, sie beteiligen sich auch an Forschungen oder leiten selbst Forschungen und Studien. Durch die Forschung an Zootieren konnten schon viele Erkenntnisse für Tiere in der freien Wildbahn gewonnen werden und somit ist den «freien» Verwandten der Tiere auch geholfen. Nun kommen wir noch zu meinem am Anfang erwähnten Diskussion. Zoos sind ein Bestandteil der Bildung und fördern so das Bewusstsein für die Umwelt und die Natur. Aber Hand aufs Herz; Wer mag sich daran erinnern, dass er als Kind oder auch als Erwachsener aus dem Zoo gelaufen ist und sich gedacht hat, ich kaufe jetzt kein Palmöl mehr, denn die Orang-Utans leiden zu stark darunter.

Tierhaltung in Gefangenschaft

Zoos unterliegen immer strengeren Gesetzten. Die Tiere dürfen nicht leiden und müssen artgerecht gehalten werden. Leider ist eine artgerechte Haltung trotz strengerer Gesetzter teilweise sehr fragwürdig. Ein kleiner Zoo hat weder den Platz noch die finanziellen Mittel, gewissen neuen Gesetzen gerecht zu werden. Und oftmals gelten die Gesetzte für zukünftige Anschaffungen, müssen aber nicht auf bereits vorhandene Tiere angewandt werden. Es gibt zum Beispiel Vorgaben, dass kein Lebendfutter verabreicht werden darf, was für das Futtertier natürlich artgerecht ist, aber nicht für das fressende Tier. Es gibt auch Vorgaben zur Gehegegrösse. Bei Orang-Utans muss ein Gehege mindestens 150m2 gross sein. In der freien Wildbahn hätte ein Orang-Utan aber über 19’000m2 zur Verfügung. Die er mehr oder weniger auch verwendet. Wenn wir das Beispiel vom Eisbären nehmen, dann streift der in einem Jahr ein Gebiet von 600’000km2 (das ist beinahe Frankreich). Im Zoo hat er nicht einmal einen Promilleanteil davon. Neuste Empfehlungen raten deshalb von der Haltung von Eisbären ab. Spricht man Zoos auf diese Zahlen an, argumentieren sie oft mit der Futtersuche. Da sie aber in Gefangenschaft kein Futter suchen müssen, besteht gar nicht das Bedürfnisse sich so sehr zu bewegen. Und man gleicht die eingeschränkte Bewegungsmöglichkeit mit Spielangeboten aus. Egal wie ausgetüftelt und spielreich ein Gehege ausgestattet ist, es kommt niemals an den natürlichen Lebensraum heran. Zoos geben sich aber immer mehr Mühe, nachzuempfinden, wie sich die Tiere fühlen. Die Tiere werden regelmässig untersucht und durch die Temperatur oder dem Cortisolwert kann man sehen, ob ein Tier gestresster ist, als seine Verwandten in freier Wildbahn. Ein Punkt, der für die Zoohaltung spricht, sind die Zahlen zum Alter. Viele Zootiere werden in Gefangenschaft älter als in freier Wildbahn. Dass ist einerseits auf das Fehlen von Fressfeinden und auf ärztliche Betreuung zurückzuführen. Es gibt aber auch Beispiele in die andere Richtung. Elefanten zum Beispiel werden in Gefangenschaft weniger lang, teilweise nur halb so alt.

Abnormales Verhalten

Bei einigen Zootieren erkennt man abnormale Verhaltensweisen. Oft sind diese bei Primaten wie Schimpansen zu erkennen. Sie werden Gewalttätig, verletzten sich selbst oder fangen an ihren Kot zu fressen. Auch auffällig ist, dass einige Tierarten sich in Zoos nicht oder sehr selten paaren. Oft muss deshalb künstlich nachgeholfen werden. Man kann nicht pauschal sagen, dass Tiere in Gefangenschaft leiden. Aber Tiere mit einem höheren Verständnis für die Umgebung (Intelligenz) oder mit einem grossen Platzbedürfnis weisen Verhaltensveränderungen auf.

Der Zoo als Bildungsinstitution

Was das Thema Bildung angeht. Wer eine Führung macht oder eine sogenannte Zooschule besucht lernt etwas. Wer aber einfach den Zoo besucht, lernt eigentlich nicht viel. Eine britische Studie hat in verschiedenen Zoos gemessen, wie lange die Besucher vor einem Gehege stehen. Bei den Attraktionen wie zum Beispiel Pandas oder Tiger bleiben Besucher 3-4 Minuten stehen. Diese Zeit nimmt stetig ab, bis sie bei den Insekten bei wenigen Sekunden erreichen. Kritiker äussern, dass man in Zoos zwar die Tiere sehen kann. Aber vom Verhalten und dem Lebensraum bekommt man im Zoo nicht viel mit. Also sieht man wie gross das Tier ist, wie es sich bewegt und evt. noch wie es riecht. Das kann man aber genauso gut in einem Museum erreichen mit ausgestopften Tieren. Um den Besuchern eine Attraktion zu bieten oder eben auch den Kindern den Lauf der Natur näher zu bringen. Werden oft Fütterungen zu Besuchszeiten gemacht. Die Fütterungen sind sehr beliebt. Werden allerdings ganze Ziegen oder andere Zootiere an die Löwen verfüttert, steht der Zoo oftmals in der Kritik. Im Besonderen wenn es gesunde Tiere sind. Das zeigt laut verschiedenen Experten die Doppelmoral vieler Menschen. Es gibt Tiere, die wir essen und es gibt Tiere, die wir streicheln. Wir möchten zwar ein hautnahes Erlebnis des Löwen, aber der soll kein ganzes Tier reissen. Einige Zoos beugen sich dem Druck. Dann geht allerdings wieder ein Teil der Bildung verloren. Da es realitätsferner wird.

Fazit

In diesem Beitrag gibt es kein Richtig oder Falsch. Jeder muss für sich entscheiden, ob ein Zoo gerecht für die Tiere ist oder nicht. Ich persönlich finde, ein Zootier hat sicherlich nicht das schlechteste Tierleben dieser Welt. Trotzdem möchte ich keinen Zoo unterstützen und spende mein Geld lieber direkt an eine Organisation, die den Tieren in freier Wildbahn hilft. In der Gesellschaft gibt es aber bestimmt Punkte, die wir vor den Zoos behandeln sollten.

* Ich versuche für all meine Blogeinträge genau zu recherchieren und habe meine Informationen aus verschiedenen Artikeln und Dokumentationen, die ich dann abgleiche und nachschlage. Manche Zahlen sind schwer zu erheben und andere sind bereits etwas älter, da es keine aktuellen Zahlen gibt. In meinen Beiträgen geht es darum, dir ein Bild zu verschaffen und dir Verhältnisse aufzuzeigen. Deshalb gehe ich den Kompromiss ein, dass vielleicht einige Zahlen nicht zu 100% der Realität entsprechen. Solltest du aber bei einer Aussage andere Informationen haben, bitte teile mir deine Fakten mit, ich möchte auf gar keinen Fall Fehlinformationen vorbereiten.

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